Aktuelles
20. März 2019
Fahrradunfall: Regulierung bei wirtschaftlichem Totalschaden
Übersteigen die Reparaturkosten den Wiederbeschaffungswert eines Fahrzeuges, so liegt ein wirtschaftlicher Totalschaden vor. Erstattungsfähig ist dann lediglich der Wiederbeschaffungswert des Fahrzeuges abzüglich des Restwertes.
Für Kraftfahrzeuge hat die Rechtsprechung aber eine Sonderregelung getroffen, die sogenannte „130 %-Regelung“: Wenn der Fahrzeugschaden den Wiederbeschaffungswert um nicht mehr als 30 % übersteigt und die Reparatur tatsächlich und fachgerecht durchgeführt wird, sind die hierfür angefallenen Reparaturkosten vom Unfallverursacher zu übernehmen.
Das OLG München hat nunmehr in einem Urteil vom 16.11.2018 (Aktenzeichen: 10 U 1885/18) bestätigt, dass diese für Kraftfahrzeuge entwickelten Grundsätze auch für Fahrräder gelten.
Fahrräder haben in den letzten Jahren eine stetige technische Weiterentwicklung vollzogen, die Kaufpreise der Fahrräder (insbesondere Rennräder, E-Bikes) sind stark angestiegen. Nach Auffassung des OLG München gibt es deshalb keinen Grund, bei Fahrrädern andere Grundsätze als bei Kraftfahrzeugen anzuwenden.
Rechtsanwalt Dr. Gernot Müller-Dalhoff, Fachanwalt für Verkehrsrecht
19. Februar 2019
Das Patchwork-Testament
Fall:
Der Erblasser hat folgendes Testament errichtet:
„Ich verfüge hiermit, dass im Fall meines Todes meine Lebensgefährtin L mein gesamtes Vermögen erbt. L soll das Vermögen für meine Kinder K1, K2 (aus erster Ehe) und K3 (aus der Verbindung mit L) verwalten. L erhält mit diesem Schreiben Vollmacht über alle Konten meiner Firmen und alle Privatkonten.
Ort, Datum, Unterschrift“
Zunächst hat L beantragt, ihr einen Erbschein als unbeschränkte Alleinerbin auszustellen. Das Testament sei so auszulegen, dass sie freien Zugriff auf alle Nachlasswerte haben sollte, die Verwaltung des Vermögens für die Kinder habe lediglich den diesen zustehenden Pflichtteil betreffen sollen.
Das Nachlassgericht hat diesen Erbscheinantrag zurückgewiesen.
Daraufhin beantragte die Lebensgefährtin L die Erteilung eines Erbscheins, der sie als befreite Vorerbin und die Kinder K1 bis K3 als Nacherben ausweist.
Auch diesen Antrag hat das Nachlassgericht und in der Beschwerdeinstanz das Oberlandesgericht München (Beschluss vom 13.11.2018, Aktenzeichen 31 Wx 182/17) zurückgewiesen. Nach Auffassung der Gerichte ist die Lebensgefährtin L lediglich nicht befreite Vorerbin geworden. Weder die Formulierung, dass L das gesamte Vermögen erben sollte noch die Vollmacht für alle Konten der Firmen und der Privatkonten waren ausschlaggebend, um eine befreite Vorerbschaft anzunehmen.
Resümee:
Ob der Erblasser sein Testament tatsächlich so verstanden haben wollte, wie es die Gerichte ausgelegt haben, bleibt offen. Möglicherweise wollte er seiner Lebensgefährtin doch eine andere Rechtsposition zukommen lassen als die einer nicht befreiten Vorerbin, die den Nachlass, insbesondere Immobilien, für die Kinder zu verwalten hatte.
Quintessenz:
Bevor ein Testament verfasst wird, das möglicherweise anders verstanden wird als man es verstanden haben will, sollte man sich professionellen Rechtsrat eines Rechtsanwalts oder eines Notars einholen.
10. Dezember 2018
Phishing E-Mails
Aus aktuellem Anlass
Derzeit erreichen uns zahlreiche Anrufe und E-Mails von Mandanten und außenstehenden Dritten mit Rückfragen zu scheinbar von uns versandten E-Mails. Einigen Mails waren zusätzlich Anhänge beigefügt, die möglicherweise schädlich sein könnten. Nach Prüfung dieser E-Mails durch einen beauftragten Experten konnte zweifelsfrei festgestellt werden, dass diese NICHT von unserer Kanzlei FALLER & ABRAHAM Rechtsanwälte PartG mbB versendet worden sind, sondern es sich um sogenannte „Phishing-Mails“ handelt.
Deshalb bittet wir Sie darum, den Absender im Zweifel genau zu überprüfen. Eindeutige Hinweise wie falsche Telefonnummern oder unvollständige Signaturen in einer E-Mail lassen vermuten, dass wir nicht Absender dieser E-Mail sind. In den meisten Fällen verbirgt sich hinter dem vermeintlichen Absender eine weitere E-Mail Adresse, welche unsere E-Mail-Adressen lediglich als Namen vor der eigentlichen E-Mail Adresse einfügt und so den Anschein erweckt, als würde die Mail von hier stammen.
Wir bedauern diese Umstände, können aber leider mit technischen und rechtlichen Mitteln nicht verhindern, dass sich Dritte einer fremden Namensbezeichnung bedienen.
3. Dezember 2018
Ausschlussfristen in neue Arbeitsverträgen
In Arbeitsverträgen, die schriftlich nach dem 01.01.2015 geschlossen worden sind, müssen Ausschlussfristen eine Ausnahme für Ansprüche nach dem Mindestlohngesetz (MiLoG) enthalten; ansonsten sind sie unwirksam. Das BAG hatte eine vielfach verwendete Klausel zur Ausschlussfrist aus einem nach dem 01.15.2015 geschlossenen Arbeitsvertrag zu prüfen. Weil diese keine Ausnahme für Ansprüche nach dem MiLoG enthielt, sei sie unwirksam, so das BAG, Urteil vom 18.09.2018, 9 AZR 162/18. Der Arbeitnehmer konnte seine Ansprüche daher auch noch nach Ablauf der vertraglichen Ausschlussfrist erfolgreich geltend machen.
Wollen sie ihre Arbeitsverträge überprüfen lassen? Als Fachanwalt für Arbeitsrecht in Freiburg stehe ich ihnen gerne beratend zur Seite.
21. November 2018
Streik auf dem Firmengelände jetzt zulässig?
Das Bundesarbeitsgericht hatte sich mit einem Fall zu befassen, bei dem der Arbeitgeber der Gewerkschaft das Betreten des gepachteten Firmenparkplatzes zum Zwecke der Errichtung von Streikposten untersagen wollte. Das BAG hat in einer aktuellen Entscheidung ein Recht zum Betreten auf Fälle begrenzt, bei denen andere Möglichkeiten faktisch nicht bestehen. In der Pressemitteilung vom 20.11.2018 heißt es: „Eine solche Aktion kann – abhängig von den konkreten örtlichen Gegebenheiten – mangels anderer Mobilisierungsmöglichkeiten auch auf einem vom bestreikten Arbeitgeber vorgehaltenen Firmenparkplatz vor dem Betriebsgebäude zulässig sein.“
Als Fachanwalt für Arbeitsrecht in Freiburg stehe ich ihnen gerne beratend zur Seite.
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